Auf dem Weg zum modernen Übersetzer – Vor dem Berufseinstieg

Lukáš Matlak

Lukáš Matlak

5. 1. 2020

Denken Sie darüber nach, eine Laufbahn als Übersetzerin oder Übersetzer zu beginnen? Sehr gut!

Haben Sie einen akademischen Hintergrund im linguistischen Bereich? Noch besser!

Ich habe ein Universitätsstudium mit Schwerpunkt übersetzen abgeschlossen und arbeite inzwischen seit 5 Jahren in der Branche (auf freiberuflicher Basis, im Projektmanagement und auf CAT-Tools spezialisiert). Dabei habe ich viel gelernt – vor allem, was die Herausforderungen in diesem Bereich angeht.

Im Rückblick wird mir klar, dass es mir sehr geholfen hätte, bestimmte Dinge über den aktuellen Stand der Branche zu wissen sowie darüber, wie man am besten seinen Platz darin findet.

Diese Dinge möchte ich mit Ihnen teilen.

Technologie auf dem Vormarsch

Wahrscheinlich denkt niemand, dass ein moderner Übersetzer so aussieht:

Ein moderner Übersetzer muss viele verschiedene Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen. Ausgezeichnete sprachliche Fachkenntnisse sind selbstverständlich eine grundlegende Voraussetzung. Genauso wichtig ist aber auch die Fähigkeit, sich neue Technologien anzueignen und mit ihnen zu arbeiten.

Technologie spielt in der unserer Branche heutzutage eine bedeutende Rolle. Maschinelle Übersetzung (MÜ oder MT für „Machine Translation) ist schon vor einiger Zeit auf den Plan getreten. Wenn man diese nun mit den sich ständig verbessernden Ergebnissen der neuronalen Maschinenübersetzung (Neural Machine Translation, NMT) und der Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI oder AI für „Artificial Intelligence“) verbindet, wird deutlich: In Bezug auf diese Technologien auf dem neuesten Stand zu bleiben ist für eine Laufbahn in dieser Branche unverzichtbar.

Aller Anfang ist schwer

Die Übersetzungsbranche ist ein dynamisches Umfeld und es wird vermutlich eine Weile dauern, bis Sie sich einen festen Kundenstamm aufgebaut und einen guten Ruf erworben haben.

Es kommen ständig neue Technologien und Verbesserungen auf dem Markt. Deren Hauptaufgabe ist es, die Art und Weise zu verbessern, mit der Prozesse vereinfacht werden. Einfach ausgedrückt: Technologien sollen Ihnen das Leben erleichtern.

Gleichzeitig herrscht auf dem Markt bereits jetzt ein harter Wettbewerb. Die Tatsache, dass Technologie die Preise drückt und die Umschlagzeiten verkürzt, macht es nicht gerade leichter, eine Laufbahn auf diesem Gebiet zu starten. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung sehr gut, wie frustrierend dies für Neulinge sein kann, die schnell am Markt Fuß fassen möchten.

Eine Möglichkeit dazu ist es, noch während des Studiums mit der Arbeit zu beginnen.

Ein weiterer Aspekt, den man berücksichtigen sollte, ist das so genannte Post Editing (PE). Diese relativ neue Kompetenz wird mehr und mehr zur standardmäßigen Voraussetzung. Sie verändert die Art und Weise, wie Übersetzer/innen arbeiten. Somit muss sich auch die Art und Weise anpassen, wie Linguisten ausgebildet werden.

Diese Idee beschränkt sich nicht auf MT und PE. Auch andere Technologien spielen eine Rolle, zum Beispiel die Integration von Diktierfunktionen in CAT-Tools, die das Tippen voraussichtlich schon bald ersetzen werden (vor Kurzem in memoQ eingeführt – mit Sprachunterstützung für Tschechisch).

In Anbetracht der sich immer schneller weiterentwickelnden Technologie bleibt die Frage bestehen: Können Universitäten und Ausbildungsprogramme für Übersetzer darauf reagieren? Haben diese Einrichtungen die richtigen Leute zur Verfügung, um die nächste Generation von Übersetzern auszubilden?

Für die Meisten steht es wohl außer Frage, dass man zunächst ein guter Übersetzer werden muss, um ein guter Post Editor zu werden. Daraus folgt, dass bei der Ausbildung von Übersetzern der Schwerpunkt gleichmäßig auf beide Fähigkeiten verteilt werden sollte. Leider scheinen die Universitäten diese Tatsache noch nicht realisiert zu haben: Post Editing wird dort immer noch als ein künftiges statt als aktuelles Erfordernis dargestellt. Wenn Sie Ihr Studium abgeschlossen haben, stellen Sie vielleicht schon bald fest, dass Sie an der Universität nicht besonders gut auf Ihren Beruf vorbereitet wurden.


Neue Chancen suchen

Viele Übersetzer befürchten, dass MÜ das Ende ihres Berufsbildes darstellt. Wir sehen diese Entwicklung aber lieber als Chance an, durch die sich der Beruf weiterentwickeln kann, anstatt auszusterben. Wenn Sie Übersetzerin oder Übersetzer werden möchten, verlassen Sie sich nicht blind darauf, dass die Wissenschaft die Arbeit für Sie erledigt. Dasselbe gilt für Unternehmen. Sowohl Berufseinsteiger als auch die Unternehmen, die sie einstellen, sollten sich bemühen, proaktiv und aufgeschlossen zu sein. Die Chancen sind vorhanden. Es kommt nur darauf an, sie aktiv zu suchen und bereit zu sein, sie zu ergreifen, wenn sie sich zeigen. Solche Bemühungen zahlen sich am Ende immer aus.

Die wichtigsten Punkte aus diesem Artikel:

  • Auf dem Markt herrscht ein harter Wettbewerb.
  • Sichern Sie sich einen Vorsprung, indem Sie schon während des Studiums mit der Arbeit beginnen.
  • Post Editing (PE) wird mehr und mehr zur standardmäßigen Voraussetzung.
  • Universitäten verorten PE noch immer als künftiges statt als aktuelles Erfordernis.
  • Man muss zunächst ein guter Übersetzer werden, um ein guter Post Editor zu werden.
  • MÜ bedeutet nicht das Ende des Berufs, sondern eine Chance, durch die er sich in neue Richtungen entwickeln kann.

Die Chancen sind vorhanden. Man muss nur aktiv danach suchen und bereit sein, sie zu ergreifen, wenn sie sich zeigen. Solche Bemühungen zahlen sich immer aus.

TEIL 2 LESEN – Auf dem Weg zum modernen Übersetzer – Tipps für Berufsanfänger

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