In den letzten Jahren hat sich die Übersetzungsbranche dramatisch verändert. Dank der raschen Entwicklung der künstlichen Intelligenz, neuronaler Netze und Tools für die maschinelle Übersetzung (MÜ oder MT für englisch Machine Translation) sind Übersetzungen zugänglicher, schneller und effizienter geworden. Dennoch bleibt die grundlegende Frage: kann die maschinelle Übersetzung einen menschlichen Übersetzer ersetzen? Die Antwort lautet: bisher noch nicht, aber sie kann ihm bei seiner Arbeit erheblich helfen. Eine Schlüsselrolle bei dieser Verbindung spielt das Posteditieren (engl. post-editing), d. h. die Nachbearbeitung eines maschinell übersetzten Textes durch einen Menschen.
Das Posteditieren ist ein Prozess, bei dem sichergestellt wird, dass das Ergebnis der maschinellen Übersetzung den sprachlichen, stilistischen sowie semantischen Standards entspricht, die für einen konkreten Zweck erforderlich sind. Es ist eine Brücke zwischen der Effizienz der maschinellen Übersetzung und der Qualität menschlicher Arbeit. In diesem Artikel geht es nicht nur um die Definition des Begriffs Posteditieren, die Beschreibung der Typen des Posteditierens, bewährte Verfahren und Herausforderungen, sondern auch darum, wie sich diese Disziplin im Kontext der modernen Lokalisierungspraxis bei ZELENKA Czech Republic s.r.o. entwickelt.
Posteditieren ist, einfach gesagt, die Nachbearbeitung eines Textes, der mit einem maschinellen Übersetzungsprogramm erstellt wurde. Das Ziel dabei ist, Fehler zu korrigieren, Ungenauigkeiten zu beseitigen und sicherzustellen, dass der resultierende Text verständlich und grammatikalisch korrekt ist und dem jeweiligen Kontext entspricht. Der Posteditor übersetzt also nicht selbst, sondern arbeitet mit einem Übersetzungsentwurf, der von einer Maschine erstellt wurde.
Das Posteditieren ist unerlässlich, da selbst moderne Übersetzungsprogramme auf Basis neuronaler Netze (z. B. DeepL, Google Translate, Microsoft Translator oder in CAT-Tools integrierte Tools) immer noch Fehler machen – insbesondere in Bezug auf Redewendungen, Terminologie oder bei der Übersetzung von spezialisierten Texten. Der menschliche Eingriff stellt somit sicher, dass das Endergebnis nicht nur verständlich, sondern auch stilistisch und kulturell angemessen ist.
Wie unterscheiden zwei Haupttypen des Posteditierens:
Das Ziel beim leichten Posteditieren ist es, einen funktional korrekten und verständlichen Text zu erzielen, der für ein grundlegendes Verständnis ausreicht. Grammatik, Stil und Terminologie müssen nicht perfekt sein, aber es ist wichtig, dass die Bedeutung klar und nachvollziehbar ist. Dieser Typ wird häufig bei Texten verwendet, die nicht zur Veröffentlichung bestimmt sind – beispielsweise bei interner Kommunikation oder informativen Übersetzungen.
Charakteristik:
Das Ziel beim vollständigen Posteditieren besteht darin, einen Text zu erstellen, der qualitativ einer Humanübersetzung entspricht. Der Posteditor muss nicht nur inhaltliche Fehler korrigieren, sondern auch Stil, Ton, Terminologie und Konsistenz. Ein solcher Text kann beispielsweise im Bereich des Rechts oder der technischen Dokumentation veröffentlicht und verwendet werden.
Charakteristik:
Wir sind einer der führenden Sprachdienstleister in Mittel- und Osteuropa. Zu unseren Dienstleistungen gehören Fachübersetzungen, Lokalisierung, Dolmetschen sowie grafische Bearbeitung, wobei wir mehr als 120 Sprachen abdecken und mit fast zehntausend Übersetzern, Dolmetschern und Grafikern zusammenarbeiten.
Um die Effizienz, Qualität und Geschwindigkeit zu steigern, integrieren wir langfristig aktiv moderne Technologien (CAT-Tools, maschinelle Übersetzung, QA-Tools). Wir bieten auch das Posteditieren von maschinell erstellten Übersetzungen an, bei dem die maschinelle Übersetzung von einem menschlichen Posteditor nachbearbeitet wird, um Richtigkeit, terminologische Konsistenz und einen natürlichen Stil zu gewährleisten.
Der Prozess des Posteditierens Schritt für Schritt
Das Posteditieren erfolgt in der Regel in einem CAT-Tool (Computer-Assisted Translation) wie Trados Studio, memoQ, Phrase, Smartcat oder Wordfast. Diese Tools ermöglichen:
Dank der Integration von MÜ und CAT entsteht eine sog. hybride Übersetzungsumgebung, in der der Übersetzer die Vorschläge der maschinellen Übersetzung direkt in der Arbeitsschnittstelle sieht und sofort bearbeiten kann.
Moderne Tools nutzen darüber hinaus auch adaptive MÜ, also Systeme, die in Echtzeit aus den Nachbearbeitungen des Benutzers lernen. Dadurch verringert sich die Anzahl wiederholter Fehler und der gesamte Prozess wird schneller.
Die Qualität des Posteditierens wird häufig anhand von Metriken wie BLEU, TER oder HTER bewertet, die die maschinelle Übersetzung mit einer Referenzübersetzung vergleichen. In der Praxis wird jedoch zunehmend die menschliche Bewertung – die sog. LQA (Linguistic Quality Assurance) – eingesetzt, bei der die Natürlichkeit, Konsistenz und Angemessenheit der Übersetzung im Kontext berücksichtigt wird.
Aus Sicht der Produktivität ist das Posteditieren in der Regel um etwa 30 bis 50 % schneller als eine klassische Übersetzung. Bei der Arbeit mit einem gut trainierten MÜ-System kann ein erfahrener Posteditor eine bis zu doppelt so hohe Produktivität erzielen.
Das Posteditieren erfordert andere Fähigkeiten als das traditionelle Übersetzen. Der Posteditor muss:
Darüber hinaus muss er über technische Kenntnisse verfügen – sich mit CAT- und QA-Tools sowie Terminologiedatenbanken zurechtfinden.
Mit der zunehmenden Nutzung der maschinellen Übersetzung ergeben sich neue Herausforderungen:
Auch Transparenz bleibt eine ethische Frage: der Kunde sollte stets darüber informiert werden, ob die Übersetzung maschinell erstellt und inwieweit sie von einem Menschen bearbeitet wurde.
Die Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz geht in Richtung der sog. kontrollierten MÜ, bei der der Übersetzer (bzw. das System) bereits während der Erstellung der Übersetzung den Stil, den Ton und die Terminologie steuern kann. Fortschrittliche Modelle wie GPT-5 oder DeepL Write ermöglichen eine immer mehr genauere Anpassung der Ergebnisse an einen konkreten Zweck.
Das Posteditieren kann somit von der Berichtigung von Fehlern zu einer verwaltenden Tätigkeit transformieren – der Mensch wird nicht nur korrigieren, sondern auch den Übersetzungsprozess steuern, dessen Parameter festlegen und die Qualität bewerten. In diesem Sinne wird das Posteditieren Teil des breiteren Trends Human-in-the-Loop (HITL), d. h. der Zusammenarbeit zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz.
Für die Zukunft ist Folgendes zu erwarten:
Das Posteditieren stellt heute einen unersetzlichen Bestandteil der Übersetzungspraxis dar. Dabei kann die Stärke einer maschinellen Übersetzung effektiv genutzt und gleichzeitig die Qualität und die menschliche Dimension der sprachlichen Kommunikation erhalten werden. Auch wenn Technologien in großen Schritten vorangehen, bleibt menschliches Eingreifen unverzichtbar – vor allem dort, wo über die genaue Bedeutung, den Ton und den kulturellen Kontext entschieden wird.
Das Posteditieren ist kein Schritt zurück, sondern im Gegenteil ein Schritt nach vorne – in Richtung einer intelligenteren Form der Übersetzung. Es lehrt uns, dass die Sprache nicht nur eine mechanische Umwandlung von Wörtern ist, sondern ein lebendiges Instrument des Denkens, der Kultur und der Empathie, das auch im Zeitalter der künstlichen Intelligenz Pflege durch den Menschen verdient.