Vorteile und Fallstricke der maschinellen Übersetzung

Michael Borkovec

Michael Borkovec

24. 10. 2022

Vermutlich gibt es inzwischen niemanden mehr, der noch nie von den Begriffen MT, Machine Translation oder maschinelle Übersetzung gehört hat. Wenn Sie schon einmal einen Text von Google Translate haben übersetzen lassen, haben Sie eine maschinelle Übersetzung verwendet. Die Hauptvorteile liegen auf der Hand: Niedrige (oder keine) Kosten für die Übersetzung und die hohe Bearbeitungsgeschwindigkeit (der Text wird fast sofort übersetzt). 

Dem stehen jedoch auch Nachteile gegenüber. Zum Beispiel die Notwendigkeit, die MÜ zunächst mit einer großen Anzahl von Texten zu „trainieren“, damit die Übersetzungen von hoher Qualität sind.
 

Professionelle oder kostenlose MÜ?

  • Kostenlose MÜ-Tools– Bei kostenfreien Lösungen ist (im Gegensatz zu den kostenpflichtigen) die Unterstützung für verschiedene Dateiformate und Benutzerwörterbücher, aber auch die Anzahl der Wörter, die Sie kostenlos übersetzen können, begrenzt. Die Möglichkeit, kostenlos zu übersetzen, wird durch die Tatsache kompensiert, dass die von Ihnen hochgeladenen Texte von Dritten frei verwendet werden können. Die Vertraulichkeit der Informationen ist daher nicht gewahrt. Dies kann sogar zu einem Verstoß gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU führen. Wenn Sie ein professionelles Ergebnis anstreben, raten wir Ihnen davon ab, diese Tools zu verwenden.
  • Kostenpflichtige professionelle MÜ-Tools– Diese bieten die Möglichkeit, eine breite Palette von Dateiformaten zu übersetzen. Daneben sind auch die Optionen in Bezug auf die Menge der übersetzten Wörter größer. Bei den meisten kostenpflichtigen MÜ-Tools können Sie Texte übersetzen lassen, ohne sich Sorgen über die Weitergabe an Dritte machen zu müssen. 

Die Auswahl an Anbietern ist heutzutage groß und es gibt sehr gute Systeme, aber auch zweifelhafte, bei denen es für den Laien schwierig ist, Vertrauenswürdigkeit und Qualität einzuschätzen. Deshalb empfehlen wir immer, zumindest einen Experten zu Rate zu ziehen oder direkt eine professionelle Übersetzungsagentur zu beauftragen.

Vertrauenswürdige Agenturen verwenden nur bewährte MÜ-Anbieter mit hoher Qualität und der Integrationsmöglichkeit in CAT-Tools für Übersetzungen. Dadurch haben Sie praktisch unbegrenzte Möglichkeiten zur Unterstützung von verschiedenen Formaten, Terminologiewörterbüchern und Spezialisierungen für einzelne Felder. Außerdem haben diese Agenturen Geheimhaltungsvereinbarungen abgeschlossen, so dass Sie sich darauf verlassen können, dass Ihre Texte nicht von Unbefugten eingesehen werden.

„Trainieren“ von MÜ-Engines und Fachterminologie

Damit eine MÜ-Engine die richtige Fachterminologie verwenden kann, muss man sie zunächst „füttern“. Professionelle Übersetzungsagenturen arbeiten mit eigenen MÜ-Engines, die die zu übersetzenden Texte nicht an Dritte weitergeben und vor allem immer auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisiert sind.

Gerade die Notwendigkeit, eine Engine mit genügend Texten zu „trainieren“, kann als Nachteil gesehen werden. Dieser Schritt ist aber notwendig, da sonst keine guten Ergebnisse zu erwarten sind. Der Aufwand ist offensichtlich: Für das allgemeine Training einer nicht spezialisierten Engine sind Millionen übersetzter Sätze erforderlich. Für die anschließende Spezialisierung auf ein bestimmtes Gebiet sind Hunderttausende von zusätzlichen Sätzen notwendig.

Kostenlose Systeme sind dagegen nicht fachspezifisch und eignen sich nur für allgemeine Texte (z. B. E-Mail-Korrespondenz, wobei aber zu beachten ist, dass möglicherweise sensible Daten mit Dritten geteilt werden).

Beispiel für die Arbeit mit maschineller Übersetzung in Trados Studio

Zurück zu den professionellen MÜ-Systemen. Der Lernprozess findet statt, indem der bisher allgemeinen Engine eine große Anzahl bereits übersetzter Texte aus einem bestimmten Bereich (z. B. Maschinenbau) zur Verfügung gestellt wird, aus denen sie lernen kann. Einfach gesagt: ein Allzweck-Übersetzer wird zu einem fachspezifischen Übersetzer. Die resultierenden Übersetzungen sind dann stilistisch und terminologisch viel genauer als ohne dieses Training.

Eine Analogie zu Übersetzern aus Fleisch und Blut bietet sich hier an: Wer einen Abschluss in Übersetzen hat, kann tatsächlich übersetzen, aber nur allgemeine Texte. Nur durch jahrelange Praxis und/oder Weiterbildung kann er oder sie sich ausreichend mit den Themen des Fachgebiets (z. B. Bauwesen, Wirtschaft, Recht, Finanzen usw.) vertraut machen.

Bei MÜ kommt es auch auf den zu übersetzenden Text und seinen Zweck an. Belletristik, Marketing und andere stilistisch anspruchsvolle Texte sind für maschinelle Übersetzungen nicht geeignet. MÜ-Engines haben einen sehr knappen Sprachstil.

Maschinelle Übersetzung eignet sich daher für stilistisch weniger anspruchsvolle Texte, wie z. B. Übersetzungen von technischen Handbüchern, Bedienungsanleitungen, technischen Spezifikationen und Normen usw.

Hohe Qualität durch Nachbearbeitung durch einen „lebenden“ Übersetzer

Wir haben also einen Text, der für die maschinelle Übersetzung geeignet ist. Außerdem verfügen wir über eine MÜ-Engine, die auf der neuesten Technologie basiert und für unser spezielles Fachgebiet trainiert ist. Wie geht es jetzt weiter? Einfach die Datei hochladen, Taste drücken und fertig?

Leider nein. Die maschinelle Übersetzung selbst ist nur der erste Schritt.

Der nächste (und notwendige) Schritt ist die Nachbearbeitung der maschinell erstellten Übersetzung. Auf den ersten Blick mag es scheinen, dass die MÜ gut genug ist, sodass man sich nicht mehr mit dem Text beschäftigen muss. Dies ist nicht der Fall. Unbearbeitete maschinelle Übersetzungen (im Englischen „Raw MT output“) enthalten manchmal sehr schwerwiegende Fehler – es kann zu Bedeutungsverschiebungen, Auslassungen von Wörtern usw. kommen. In einigen Bereichen dürfen solche Fehler nicht vorkommen (vor allem, wenn ein Übersetzungsfehler zu Verletzungen oder sogar zum Tod führen kann).

Bei einer „klassischen“ Übersetzung wird der Text normalerweise von einem Übersetzer übersetzt und dann von einem anderen revidiert. Dies sollte bei MÜ ähnlich sein: ein Post-Editor (= die maschinell erstellte Übersetzung wird „post-editiert“) bearbeitet die maschinell erstellte Übersetzung und ein zweiter Übersetzer revidiert sie anschließend.

Die klassische Übersetzung unterscheidet sich von dem Post-Editing in mehrfacher Hinsicht. Daher ist es wichtig, dass der Post-Editor gut ausgebildet ist und die empfohlenen Regeln befolgt. Deshalb veranstalten wir auch regelmäßig Schulungen für unsere Übersetzer.

Wie passt die maschinelle Übersetzung zu den von uns angebotenen Dienstleistungen?

Wenn ein Kunde sich für den Einsatz von MÜ entscheidet, können die entsprechenden von uns angebotenen Übersetzungsniveaus wie folgt beschrieben werden:

  • Basic– Falls Sie den Text nur für interne Informationszwecke benötigen (er wird nicht für die öffentliche Präsentation verwendet oder wo hohe Informationsqualität wichtig ist) oder er nur als Grundlage für die Erstellung eines neuen Textes verwenden werden soll, können Sie die Basic-Variante wählen. In Bezug auf MÜ bedeutet dies, dass die maschinell erstellte Übersetzung nur von einem Übersetzer post-editiert wird.
  • Standard– Erst wird der Text maschinell übersetzt, dann von einem „lebenden“ Post-Editor überprüft und bearbeitet und anschließend von einem weiteren Übersetzer revidiert. Hierbei handelt es sich um das am häufigsten bestellte Serviceniveau, da sie eine ausreichende Qualität für die meisten Texte (z. B. technische Handbücher, Verträge, Normen, Geschäftsmitteilungen usw.) gewährleistet.

Natürlich kann man fragen: „Ist die maschinell erstellte Übersetzung ohne weitere Bearbeitung durch menschliche Übersetzer nicht ausreichend?“ Leider ist das nicht so – selbst der besten MÜ-Engine unterlaufen manchmal grundlegende Fehler, die schwerwiegende Folgen für den Text und seine Leser haben kann.

Seien Sie daher zum Beispiel vorsichtig mit Angeboten von Agenturen, die ein sogenanntes „Light MT-Post-Editing“ anbieten. Es handelt sich dabei nur um eine sehr schnelle Überprüfung der maschinell erstellten Übersetzung, bei der diese nicht mit dem Originaltext verglichen wird, sodass entscheidende Fehler im Text verbleiben können.

Wie wird maschinelle Übersetzung in Zukunft aussehen?

Man kann davon ausgehen, dass die Übersetzungsdienste in drei Bereiche unterteilt werden.

  • Der erste befasst sich mit klassischen Übersetzungen ohne MÜ – stilistisch sehr anspruchsvolle Texte oder hochspezialisierte Bereiche.
  • Der zweite Bereich umfasst MÜ, gefolgt von Post-Editing und Revision. Dies betrifft hauptsächlich technische und juristische Texte. Die Qualität der finalen Texte ist identisch mit aktuellen Übersetzungen.
  • Im dritten Bereich geht es darum, die Kosten maximal zu senken und einen Kompromiss zwischen der Qualität der Übersetzung und ihrem Preis zu finden. Vermutlich wird hier der Weg der sehr schnellen (oder gar keiner) Kontrolle der MÜ eingeschlagen. Dies wird jedoch nur möglich sein, wenn sich die Qualität der Engines noch erheblich verbessert. Momentan ist ein solches Verfahren nicht empfehlenswert.

Wenn Sie aber keine andere Wahl haben, sollten Sie solche Rohübersetzungen nur für Texte von geringer Bedeutung oder für interne Informationsmaterialien verwenden. Die Textqualität kann bei unbearbeiteten maschinell erstellten Übersetzungen einfach nicht garantiert werden und der Inhalt kann unverständlich sein, was in vielen Situationen fatale Folgen haben kann.

Sind professionelle MÜ-Engines heute schon sinnvoll? Auf jeden Fall!

Wenn Sie eine professionelle Übersetzungsagentur beauftragen, die MÜ für die richtigen Aufträge einsetzt, erhalten Sie im Vergleich zur „klassischen“ Übersetzung zwei Dinge:

  • Niedrigere Preise für Übersetzungen
  • Kürzere Lieferzeiten der Übersetzungen (insbesondere bei großen Projekten)

Das klingt doch gut, oder? :-)

Wenn Sie Interesse an weiteren Informationen zur maschinellen Übersetzung haben, lassen Sie es uns wissen. Gerne besprechen wir mit Ihnen eine maßgeschneiderte Lösung für Ihr Projekt.

 

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